Ökologische Lebensmittelproduktion immer mehr im Korsett des Kommerzes?
Simone Straub erzählt uns heute warum der Gairenhof keine ökologischen Lebensmittel mehr erzeugt und aus dem Demeter-Verband ausgetreten ist. 2019 haben Simone und ihr Mann den elterlichen Betrieb übernommen.
Datum: 06.13.2025, Autor: GR Redaktion
Der notwendige Neubau eines Stalles war von Amts wegen nur unter der Vorgabe den Betrieb auf Bio umzustellen möglich. Da aber nur von der Demeter Molkerei Schrozberger Milchbauern eine entsprechende Abnahme der Rohmilch garantiert wurde, haben sich die beiden 2020 entschlossen gleich in den Öko-Verband einzusteigen. In der Annahme alle notwendigen und gültigen Vorgaben einzuhalten wurde der neue Stall von den Prüfern des Verbandes geprüft und abgesegnet.
Heute im Jahr 2025 käme nun das große Erwachen weil die Weideverordnung vom Bundesministerium noch schärfer definiert wurde als die EU-Verordnung dies gefordert hätte. Nun müssten alle Heu fressenden Tiere von April bis Oktober mindestens 6 Stunden täglich auf der Weide verbringen. Auf dem Gairenhof könne man das mit gut 60 Milchkühen und Jungtieren nicht umsetzen sagt Simone Straub. Deshalb habe sich die Familie dafür entschieden ab 31.05.2025 aus der ökologischen Lebensmittel-Erzeugung auszusteigen.
Fast alle Fachverbände seien mitverantwortlich, dass diese Weideverordnung zustande gekommen ist, denn ohne deren Zustimmung hätte wohl auch das Agrarministerium den Forderungen der EU nicht nachgegeben so Simone Straub. Der Hinweis bzw. Bitte der Fachverbände dass die Betriebe doch nun auf eigene Kosten eine Feststellungsklage gegen dieses "Weidepapier" einreichen sollten ist ebenfalls ein Grund für die Straubs aus dem Verband auszutreten.
Mit der Verschiebung des Inkrafttretens der Verordnung vom 01.01.2025 auf den 30.09.2025 würde diese "Weideverordnung" schon jetzt aufgeweicht bemerkt Simone Straub. So sieht sich Familie Straub gezwungen die Planungssicherheit, die für alle Landwirte extrem wichtig ist, selbst durch Ihren Austritt zu schaffen. "Man müsse ja nicht alles SO genau kontrollieren..." ließ wohl eine Kontrollstelle verlautbaren. Dies sei eine untragbare Aussage und ein weiterer Anlass für die Entscheidung wieder konventionell zu wirtschaften.
Welche Folgen hat der Austritt aus dem Verband für den Gairenhof?
Die Milch werde nun wieder an die Milchwerke Schwaben mit der Marke "Weideglück" geliefert. Dass der Unterschied bei den Milchpreisen zwischen Bio und konventionell nicht mehr ganz so groß seien trug auch zur Entscheidung bei. Simone Straub empfiehlt Landwirten und Verbrauchern sich die seit August angebotene QM++ Zertifizierung als mögliche Alternative zu prüfen. https://qm-milch.de/qm-plus-plus-plus
Die Verantwortlichen der Verbände hätten durchaus den Kontakt zur Basis verloren, denn die wenigsten seien noch selbst in einem Betrieb eingebunden. Meine Frage, ob die Öko-Verbände mit einem zunehmenden Verlust der Werte-Identifikation seiner Mitglieder zu kämpfen habe, beantwortet Simone Straub mit einem Ja. Davon, dass die Werte von Rudolf Steiner zunehmend in das Korsett des Kommerzes gezwängt werden ist nicht nur Landwirtin Simone enttäuscht.
In Zukunft wird der landwirtschaftliche Familienbetrieb als Gemischtbetrieb bewirtschaftet. Nach gestiegenen Kosten, sowohl im konventionellem als auch im Biobetrieb, hat eine in Auftrag gegebene Wirtschaftlichkeitsrechnung gezeigt dass der konventionelle geführte Betrieb nicht unwirtschaftlicher arbeiten werde.
Was sagen die Kunden?
Viele Kunden hätten gar nicht gewusst, daß der Gairenhof nach Öko-Richtlinien gewirtschaftet hat. Hier auf dem Land wüssten die Menschen noch wo die Milch herkommt und seien einfach nur zufrieden wenn Sie Rohmilch in einer guten Qualität kaufen könnten. Ein Öko-Sigel sei da nicht wirklich relevant, am Ende zähle nur der Verkaufspreis für einen Liter Milch und nicht das Zertifikat sagt Simone Straub abschliessend.
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