Gemeinsam Wertschöpfungskreisläufe entwickeln im Netzwerk „WIR. Bio Power Bodensee“
Sascha Damaschun erzählt uns heute wie die BODAN Großhandel für Naturkost GmbH gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Betrieben in der Region unter der Marke „WIR. Bio Power Bodensee“ erfolgreich eine neue Wertschöpfungskette aufbaut.
Datum: 12.22.2024, Autor: GR Redaktion
Bodan sieht sich nicht nur als Handelspartner für Bio-Produkte und als Partner für eine effiziente und möglichst nachhaltige Logistik, sondern auch als Entwicklungspartner. Das heißt, für den Öko-Großhändler geht es nicht nur darum, Läden bedarfs- und termingerecht mit werthaltigen Bio-Lebensmitteln zu versorgen. Es gilt auch, im Prozess gemeinsam mit den Partnern langfristige Perspektiven zu gestalten, sagt Sascha Damaschun.
Wie die Initiative Bodensee-Weiderind entstand.
Angesichts der Vermarktung von zahlreichen Molkereiprodukten stellte sich über viele Jahre immer wieder die Frage: Wie wollen wir mit den Kälbern umgehen? Hinter jeder Milchflasche steht eine Kuh, die Kälber auf die Welt bringen muss, um Milch geben zu können. In vielen Betrieben waren die Kälber bisher eher ein notwendiges „Übel“ in der Milchproduktion, weil sie durch ihren eigenen „Durst“ die vermarktbare Milchmenge dezimierten sowie zusätzlichen Platz und Aufmerksamkeit forderten. Daher wurden die Kälber meist nach wenigen Wochen an Viehhändler verkauft und verschwanden dann aus der Region. Diese gängige Praxis war weder schön für die jungen Kälber und ihre Mutterkühe, noch für die Demeter-Milchbäuerinnen und -bauern, die sich ja für ihre Tiere verantwortlich fühlen. Die Anerkennung von Leben bedingt respektvolles Handeln gegenüber den Kälbern, damit diese artgerecht bei der Mutter aufwachsen können.
Als Öko-Großhändler sieht sich Bodan in der Mitverantwortung dafür, wie die Realität auf den Höfen mit Blick auf Würde und Ethik aussieht. Gemeinsam mit vielen Demeter-Betrieben aus der Region hat BODAN begonnen, eine neue, betriebsübergreifende Wertschöpfungskette aufzubauen, bei der Milchviehbetriebe Hand in Hand arbeiten mit Weidemast-Betrieben, die ihr reichlich verfügbares Grünland als Futterbasis einbringen können.
Auf den Milchviehbetrieben wurde Platz, Raum und Zeit geschaffen, damit die Kälber von Muttertieren gesäugt werden und insgesamt fast ein halbes Jahr bei ihrer Mutterherde aufwachsen dürfen. Danach können sie auf den kooperierenden Weidemastbetrieben rund zwei Jahre lang das Leben auf den grünen Wiesen der Bodenseeregion genießen – in offenen Ställen oder Ställen mit viel Tiefstroh und Platz in den Wintermonaten.
Dank der Kooperation der Weidemast- mit den Milchviehbetrieben können die Rinder in der Region bleiben. Auch geschlachtet werden sie in der Region, und zwar direkt am Schlachthof Überlingen von der Fairfleisch GmbH. Die Erlöse aus der Vermarktung des Qualitäts-Fleischs sind dabei wesentlich, um die Mehrkosten zu decken, die durch die sogenannte kuhgebundene Kälberaufzucht entstehen, z.B. durch den erhöhten Platzbedarf im Stall, die geringere vermarktbare Milchmenge oder den höheren Zeitaufwand für die Kälberaufzucht. Die Fleisch- und Wurstprodukte kommen unter dem Label „WIR. Bio Power Bodensee“ über BODAN in die Bio- und Naturkostläden in Süddeutschland.
WIR. Bio Power Bodensee
„WIR. Bio Power Bodensee“, ist nicht nur eine Regional-Marke, sondern ein Netzwerk, das BODAN gemeinsam mit Demeter-Höfen aus der Region gegründet hat. Es verbindet Akteurinnen und Akteure vom Acker bis zum Einkaufskorb, Menschen, die gemeinsam Verantwortung für nachhaltige Wertschöpfungskreisläufe übernehmen. Bereichernd an der Zusammenarbeit ist, dass die verschiedenen Betriebszweige und individuellen Höfe in ihrem Zusammenspiel aufbauend wirken und die Kulturlandschaft prägen. So kann das WIR. Netzwerk den Wertschöpfungszyklus der gesamten Region abbilden – ein Alleinstellungsmerkmal für die Vermarktung über die Naturkostläden. Konsumentinnen und Konsumente können mit dem Kauf der WIR. Produkte ihre Wertschätzung für diese regionalen Wertschöpfung zum Ausdruck bringen.
Nach 3 Jahren Aufbauarbeit werden inzwischen die Fleisch- und Wurstwaren vom Bodensee-Weiderind aus dem WIR. Netzwerk immer mehr nachgefragt. Die Beziehungen in der Region würden vertieft, weil immer mehr Höfe sich in der Kooperation mit Naturkostläden wiederfinden würden, so Sascha Damaschun. Nicht nur die Identifikation mit der eigenen Region wird durch das WIR. Netzwerk, seine Projekte und Produkte intensiviert. Es entsteht auch eine besondere Qualität der menschlichen Beziehungen, die von gegenseitiger Wertschätzung, Stärkung und Verantwortung füreinander geprägt ist. Eine solche Qualität in den Beziehungen sei wünschenswert für das Bio-Handeln der Zukunft, meint Sascha Damaschun. So können wir Menschen verbinden, die gemeinsam Gemeinwohlleistungen hinter dem Bio-Anbau co-finanzieren und gemeinsam Zukunft gestalten.